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Parvazal – Episoden und Echo

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Wäre heute morgen und gestern jetzt

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Arkadien – Orte der Sehnsucht

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Tod in Venedig

Herausforderungen –  Bühnenbild von Peter Schmidt fürs Ballett

Peter Schmidt und John Neumeier, Intendant des Hamburg Balletts und seit 1973 Ballett-Chef in der Hansestadt, kannten einander schon lange. Doch es dauerte 20 Jahre, bis der weltbekannte Choreograph die Gemeinsamkeiten in den ästhetischen Vorstellungen für so tragfähig erkannte, dass er einen ersten Auftrag an Peter Schmidt vergab. In „Zwischenräume“ (1994) zur Musik von Mahlers Neunter Symphonie braucht er fürs Bühnenbild den typischen Peter-Schmidt-Stil, um den existenziellen Gefühlen in Tanz und Musik Raum zu schaffen und einen Rahmen zu geben – reduziert bis spartanisch, puristisch und glasklar. Für den Bühnenbild-Gestalter eine Herausforderung: „John braucht sehr viel Platz, um seine Tänzer zu bewegen“, sagt Schmidt. Aber das kommt ihm entgegen, „denn minimalistische Bilder liegen mir besonders.“ Zusammen mit Neumeier und Mahler findet er so einfache Bilder, vor denen in diesem Ballett Glück, Trauer, Abschied, verpasste Chancen und großartige Momente durchlebt werden. Sein Bühnenbild zeigt Durchgangsorte für die Konflikte zwischen Leben und Tod, Liebe und Hass, Kampf und Versöhnung, Augenblick und Ewigkeit. Manchmal harte Symbole, manchmal Spiele aus Licht und Schatten, flüchtige Projektionen. Keine Hochglanzästhetik, sondern Traumbilder, in die sich der Tanz des Hamburg Balletts organisch einfügt.

Räume für eigene Fantasien und Bilder

2003 stattet Peter Schmidt dann Neumeiers Ballett nach Thomas Manns Novelle „Tod in Venedig“ aus. Auch hier geht es im Bühnenbild um Zeichen, vor denen die Handlung abläuft und die ihre Aussage verstärken. Nicht um Erklärungen, sondern um dezente Verstärker subtiler Stimmungen. Peter Schmidt schickt einen Fotografen nach Venedig, nach dessen Fotos er das Meer um die Lagunenstadt studiert, abstrakte Reflexe im Wasser, bewegt und sich wandelnd durch Licht und Wind. Diese Fotos verwendet er in vielfältigen monochromen Farbdifferenzierungen seinem Bühnenbild. Er trägt nicht dick auf, sondern schafft Räume für eigene Bilder und Fantasien – eine Idee von Venedig, keine Postkarte. In einer dritten gemeinsamen Arbeit entwirft Peter Schmidt 2007 das Bühnenbild zu John Neumeiers Choreographie „Parzival – Episoden und Echo“, von Kritikern gelobt als „überwältigend einfach, „atemberaubend schön“, als Bilderzauber „von hohem ästhetischen Reiz“.

zeitloses Spiel mit Andeutungen und Assoziationen

Das bislang letzte Ballett-Bühnenbild gab bei Peter Schmidt der damalige Zürcher Ballett-Direktor Heinz Spoerli in Auftrag. Zur Musik von Johann Sebastian Bach entstand „Wäre heute morgen und gestern jetzt“ mit dem „Magnificat“, dem von Bach großartig vertonten Lobgesang der Maria. Peter Schmidt und Spoerli schaffen dafür einen „Reichtum aus dem Kargen“ – sehr abstrakte, verblüffend starke und klare, nie aber bevormundende Zeichen. Geometrische Muster, die mit den Bewegungen des Ballett-Ensembles in seinem Tanz harmonieren, die mit ihnen einen Dialog führen, mit denen Schmidt den Symbolismus und die Religiosität in Bachs Werk durchdringt und aufschließt. Auch hier sagt Peter Schmidt: „Wenn man sieht, wie viel Raum Spoerli für seine Choreographie braucht, dann möchte man ihm alles aus dem Weg räumen.“ Das tut sein Ballett-Bühnenbild, das eine geradezu sakrale Einfachheit vermittelt, indem es mit wenigen Gegenständen auskommt und lieber viel mit suggestiven Projektionen arbeitet, bis hin zu Spiegelungen auf dem Bühnenboden. Heinz Spoerli war begeistert: „Er beherrscht die Kunst des Weglassens.“ Bis in die Kostüme hinein ist das Bühnenbild von Peter Schmidt ein zeitloses Spiel mit sensiblen Andeutungen und Assoziationen, das die Zuschauer einlädt, eigene Innenwelten zu entdecken.