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Vorplatz Ernst Deutsch Theater

Peter Schmidt Staatsoper Foyer

Foyers Hamburgische Staatsoper

Visionen – Architektur von Peter Schmidt

Wann immer Peter Schmidt Räume neu gestaltet, wird aus ihnen Einladung und Verheißung. Hauptdarsteller sind sie nie, dafür sind sie zu dezent. Sie vermitteln Anregung und Lebensgefühl, sind Bühne und Rahmen für das, was sich dort abspielt – für ein genussvolles Dinner oder für die Einstimmung des Publikums auf ein Konzert oder eine Oper. 2002 hat der bekennende Opern-Fan Peter Schmidt den Auftrag übernommen, die in die Jahre gekommenen Foyers der Hamburgischen Staatsoper neu zu gestalten und sich damit ein ganz neues Arbeitsfeld erschlossen: die Architektur.

2003 und 2004 werden die Foyers in dem stilbildenden 50er-Jahre-Bau von Gerhard Weber nach Schmidts Plänen umgebaut: Die Treppe, die vom Eingangsbereich hinab ins Parkettfoyer führt, wird mit weißen Marmor verkleidet und an den Seiten schwarz gefasst, an ihrem Fuß setzt Peter Schmidt mit schwarzen Tischen einen kräftigen Kontrapunkt. Ein starker Auftritt fürs Publikum, das zur Musik strebt.

Ein lang gestreckter Tresen fürs leibliche Wohl steht vor einer Wand, an der Noten aus Hamburger Uraufführungen Erinnerungen an die große Tradition des Hauses wecken. Die Architektur des Hauses macht es möglich, dass die Garderoben dezent im Hintergrund und an den Seiten untergebracht werden. Ein einladendes und funktionales Entrée, das die Opernbesucher ins Haus geleitet und willkommen heißt.

Die Belle Étage mit ihren Betonsäulen öffnet über die ganze Front den Blick hinaus in die Stadt, der feine Goldton der Rahmenkonstruktion der Glasfassade spielt mit Anklängen an hanseatische Noblesse. Zwei runde Bar-Elemente sind der umlagerte Mittelpunkt der Pausen. Und ganz oben, auf der Höhe des vierten Rangs, lädt die Stifter Lounge mit ihrer holzgetäfelten Wand zum geselligen Sitzen ein. Hier hat Peter Schmidt rote Ledersessel und schwarze Tische gewählt – klassische Eleganz für eine gediegene und entspannte Atmosphäre.

Befreit von deutscher Zweckschwere

Einladend wollte Peter Schmidt auch das neue Entrée der 1993 eröffneten Bamberger Konzerthalle. Anstelle der damals gebauten beengten Zweck-Architektur entstand 2009 nach seinen Plänen ein ovaler Vorbau, der mit seiner luftigen Glasfassade, seinen glitzernden Deckenlichtern und seiner großzügigen Innenraumgestaltung in Schwarz, Weiß und edlem Safrangelb das Hamburger Beispiel aufnimmt und weiterentwickelt.

Wer in diesen Raum kommt, wird Teil einer festlichen, kommunikativen, erwartungsfrohen Atmosphäre, die einstimmt auf die großen Konzerte der Bamberger Symphoniker. Hier hat Peter Schmidt für den Raum dasselbe geleistet, was der Weltspitze-Akustiker Yasuhisa Toyota für die Verbesserung der Akustik der Konzertsaals getan hat. Schmidts Gestaltungsideen haben das Konzertsaal-Ensemble von deutscher Zweckschwere befreit und ihm einen Hauch jener italienischen Leichtigkeit geschenkt, der Bamberg im Lauf seiner Geschichte so nah stand.

Im selben Jahr sorgte Peter Schmidt dafür, dass das Ernst-Deutsch-Theater einen würdigen und einladenden Vorplatz erhielt – was vormals aussah wie eine planerisch vergessene Verkehrsinsel, bekam durch seine Architektur den Charakter einer dreieckigen Plaza, die durch Hecken vom Verkehrsgetöse abgeschirmt wird und zu Begegnungen einlädt und mit einer 17 Meer hohen rot lackierten Stele ein starkes Zeichen vor dem Theater-Eingang setzt, das nicht zu übersehen ist.

Ein weiteres Segment, in dem sich Peter Schmidt mit Architektur beschäftigt, ist die Gestaltung von Shops und Restaurants. Erstmals Anfang des Jahrtausends für die große japanische Konditorei und Baumkuchen-Manufaktur Juchheim, deren ästhetische Vorstellungen von Einfachheit, Klarheit und Qualität die Vorstellungen des Hamburgers exakt getroffen haben. Für die Firma, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Gründung des deutschen Konditormeisters Juchheim hervorgegangen ist, hat Peter Schmidt das Design von 300 Läden und Coffeeshops entworfen. Ganzheitlich, wie Peter Schmidt denkt, hat er auch Produktverpackungen geschaffen und mit Begeisterung sogar neue Designs für etliche der Leckereien entworfen.

In Hamburg sind seine Vorstellungen von Einladung und Verheißung verwirklicht im Restaurant „marblau“ nah bei der Laeiszhalle, für das er ein lichtes mediterranes Ambiente schuf, das im perfekten Zusammenspiel mit der Küche Genuss pur verspricht. Serviert wird dort natürlich auf dem von Peter Schmidt entworfenen Arzberg-Porzellan „Form 2006“, das ganz sophisticated mit den Grundformen Kreis und Quadrat spielt.

Für „marblau“-Besitzer Tobias Strauch hat er 2013 auch eine weitere Location – „Strauchs Falco“ – in den Elbarkaden der Hamburger HafenCity entworfen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Maritimen Museum. Dort ließ sich Peter Schmidt inspirieren von seinen japanischen Stellschirmen, auf denen vor goldenem Hintergrund Falken abgebildet sind. Sie sind jetzt Teil der Restaurant-Ausstattung. Er entwickelte ausgehend von ihnen das Farb- und Lichtkonzept der Restaurant-Räume. Inspiriert von seiner Leidenschaft für den Buddhismus und seiner nicht nur professionellen Faszination fürs die asiatische Kunst, Dinge aufs Wesentliche, auf ihre Essenz zu reduzieren, sind auch Räume im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Für die Sammlung „Kunst des Buddhismus“, der Peter Schmidt eine ganze Reihe von Objekten aus seiner eigenen Sammlung schenkte, hat er 2012 gemeinsam mit dem Architekten René Hillebrand auch das Ausstellungsdesign geschaffen, das den dezenten Rahmen für eine konzentrierte und bewegende Begegnung mit den asiatischen Kunstwerken bildet.

Schaltraum für unsere positiven Visionen

Weit in die Zukunft lenkt Peter Schmidt den Blick mit seinem Projekt „2039 – Our Earth“. So nennt er einen von ihm erdachten Informationsort über die Zukunft, in dem Auskunft gegeben werden soll über die Entwicklungen auf unserem Planeten und über unseren Umgang mit dessen Ressourcen. Peter Schmidt entwarf dafür futuristisch faszinierende Schauräume von eindringlicher Klarheit. Räume, die Blicke lenken und die Aufmerksamkeit steuern. Sein Anliegen: Er will einen Ort schaffen, an dem Menschen Ideen für eine bessere Zukunft sammeln.

Darauf gekommen war er, als in einer Hamburger Runde über ein Museum für deutsche Geschichte gesprochen wurde und Peter Schmidt die Blickrichtung drehte: „Warum schauen wir eigentlich immer zurück statt nach vorn? Warum haben wir nirgendwo einen Ort, an dem wir uns über unsere Zukunft informieren können, über Notwendigkeiten, Herausforderungen, Chancen? Und warum vernetzen wir die Jugend der Welt nicht global in dem Dialog darüber, wie sie künftig leben will?“

Daraus schuf er architektonische Visualisierungen, für die er zusammen mit der Kernidee das Senckenberg-Museum in Frankfurt/Main begeisterte. Dort soll Schmidts Vision in absehbarer Zeit realisiert werden soll.

Wenn sie Wirklichkeit wird, hätte Peter Schmidt nicht nur Räume gestaltet, sondern ein großes Stück Zukunft. „Ich möchte einen Ort schaffen, an dem nicht die Angst vor der Zukunft wohnt, sondern die Hoffnung. An dem nicht das Scheitern dokumentiert wird, sondern das Mögliche. Eine Projektionsfläche für die Optimisten unter den Realisten. Einen Spielraum der Visionen. Einen Ort der Besinnung, ein Schaltraum für unsere positiven Visionen, der Utopien und Ziele formuliert und damit greifbar macht.“

Ein Ort als Einladung zu positiven Denken, der nach und nach in vielen Ländern der Erde dazu anregen könnte, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Mit der Chance, die Mühen, Ängste und Befürchtungen der Gegenwart zu ersetzen durch kreative Ideen. Sie könnten der Anfang sein für ein neues Miteinander auf diesem Planeten.