Peter Schmidt Oper Madrugada

Madrugada

Peter Schmidt Oper

Venezia – Trauer und Schönheit

Peter Schmidt Oper

Arkadien – Orte der Sehnsucht

Peter Schmidt Oper

Tancredi

Peter Schmidt Oper

L`ISOLA DISABITATA

peter schmidt zaide Bühne

Zaide

Leidenschaften – Bühnenbild von Peter Schmidt für die Oper

Wer in Bayreuth geboren wird, kommt zwangsläufig mit Oper in Berührung. Peter Schmidt ist 13 Jahre jung, als der Besuch einer Generalprobe zu Richard Wagners „Götterdämmerung“ die Weichen für seinen Lebensweg stellt. Unwiderstehlich zieht ihn die Faszination der Zauberwelt der Bühne in einen künstlerischen Beruf. Die Leidenschaft für Musik, Theater und Ballett lässt ihn nie mehr los. Seine Arbeit als Gestalter von Parfümflakons und Verpackungen versteht er immer schon als Inszenierung, die Produkte in theatraler Dramatik mit Eigenschaften verbindet, die dem Kunden verheißen werden. Es ist klar, dass Peter Schmidt die erste Chance ergreift, seine Arbeit an der Fantasiewelt der kleinen Dinge auf die großen Dimensionen in der Oper zu übertragen und Bühnenbild und Kostüme selbst zu gestalten.

1991 ist es soweit: Gemeinsam mit dem Dirigenten Wilhelm Keitel gründet der „närrische Opernfreak“ (Peter Schmidt über Peter Schmidt) das Rossini-Festival in Putbus auf Rügen. Sein Metier ist das Bühnenbild, die Ausstattung und 1996 auch die Regie bei „Guillaume Tell“.

„In der Arbeit am Bühnenbild bin ich völlig frei“

Die Ausflüge in die Welt der Oper sind willkommene Abwechslung, eine Art Befreiungsschlag, ein neues Leben, das ihm Räume öffnet jenseits seiner gewaltig gewachsenen Agentur. Bei der Arbeit an einer Oper kann er der Limitierung seiner kreativen Fantasie durch Kundenwünsche entfliehen. „In der Arbeit am Bühnenbild und der Inszenierung bin ich völlig frei; man rauft sich mit unterschiedlichen, frei denkenden Menschen zusammen, die alle aus der Liebe zum Theater dabei sind“, sagt Peter Schmidt. „Es ist eine ungeheure Befruchtung, in so unterschiedlichen Bereichen kreativ zu sein.“

Als Kulturgestalter ist er eingebunden in den großen Fluss der Ideen und in ihre überraschenden Entwicklungen. Es kommt ihm zugute, dass er sich hoch sensibel und schnell in den komplexen emotionalen Kosmos einer Oper einfühlen kann. Der Designer liebt den Dialog, die Auseinandersetzung und manchmal auch die gestalterische Provokation. Anders als bei vielen Managern trifft er in der Arbeit am Bühnenbild bei Theatermenschen eine Sensibilität fürs Optische, die solche Diskussionen oft sehr fruchtbar macht. Da fühlt er sich eher zuhause. „Designer können bekanntlich nicht so gut mit Worten umgehen, deshalb verlassen sie sich auf Bilder.“

Peter Schmidt verlässt sich vor allem auf das Prinzip der Reduktion: Er arbeitet so lange an einer Oper, bis er das Wesentliche freigelegt hat – und daraus formt er dann mit feinen Gespür sein Bühnenbild.

Wenn man ihn dann bei Probe im Theaterraum erlebt, realisiert man schnell: Genau das ist seine Welt, in der er sich wohlfühlt. Wobei er einen besonderen Reiz nicht verschweigt, den ein Bühnenbild für einen Designer hat, der sonst still in seinem Atelier arbeitet: „Das Publikum. Ich brauche das Publikum.“

„Ich möchte mit meiner Arbeit für die Oper Zauber auslösen“

Die Aufträge kommen bald in dichter Reihenfolge, die Sparte Oper wird bald die umfangreichste im Bühnenschaffen – Bühnenbild, manchmal Ausstattung, manchmal auch Regie – von Peter Schmidt: „Aida“ in Speyer, 2001 eine weitere Festival-Idee mit Canto Bayreuth, in Bamberg führt er bei 2009 Haydns „L’isola disabitata“ Regie, für die er als zentrales Bühnenbild eine überdimensionale perlmutt-glänzende Nautilus-Schale entwirft.

2005 beginnt die Zusammenarbeit mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival. Gemeinsam mit Kent Nagano bringt Peter Schmidt er Ichirô Nodairos Oper „Madrugada“ in Kiel auf die Bühne; es folgen weitere Musiktheaterproduktionen: „Lamento“ in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Inszenierungen im Ernst-Deutsch-Theater, wo er mit „Venezia“, „Arkadien“ und „Das alte China“ Sehnsuchtsorte erkundet und zuletzt 2013 für die frühe Händel-Oper „Aci, Galatea e Polifemo“ Bühnenbild und Regie übernimmt.

Es gibt einen gemeinsamen Punkt für alle diese Musiktheater-Projekte, auch er entstammt ganz direkt dem ersten Bayreuth-Erlebnis und spiegelt die Sehnsucht von Peter Schmidt: „Ich möchte mit meiner Arbeit am Bühnenbild für eine Oper Zauber auslösen.“

2012 ist aus Peter Schmidts seine Faszination fürs Japanische und seiner Freundschaft zum amerikanischen Dirigenten Kent Nagano ein Musik- und Filmprojekt gewachsen. Der Musiker führte 2010 mit seinem Orchestre symphonique de Montréal japanische Kinderlieder auf, die seine Tochter aus ihrem Kindergarten in Paris in die Familie mitgebracht hatte. Aus dieser Begegnung mit seinen japanischen Wurzeln und der Leidenschaft von Peter Schmidt für japanische Formgebung entstand der Film „Naganos Kinderlieder“, für den Peter Schmidt computeranimierte Visualisierungen zur Musik geschaffen hat.

Und schließlich sollte, wer über Peter Schmidt und die Musik spricht, nicht vergessen, dass der Gestalter selbst auch Initiator von Musik ist: Der Hamburger Musiker und Komponist Claus Bantzer schrieb als Auftragswerk für ihn „Liebe ist nichts, sie wachse denn zuhöchst“ – eine Komposition für Solo-Viola, Kammerchor und Percussion-Ensemble nach Texten von Paul Valéry, die 2002 auf dem Festival Canto Bayreuth uraufgeführt wurde.